Montag, 25. Juni 2012

Chapter Eight - Nightmares, Revelations and Explanations



~Bella Swan~



Ich schoss hoch, atmete schwer, schwitzte und zitterte. Es war stockdunkel und gespenstisch still. Ich krabbelte über die weiche Oberfläche eines Bettes und tastete blind, bis ich eine Lampe fühlte. Als das weiche Licht der Lampe den Raum erfasste, seufzte ich mit zittrigem Atem auf. Ich war in Edwards Schlafzimmer.

Nur ein Traum, Bella. Atme.

Die Ereignisse der letzten 5 Tage überschwemmten mich langsam wieder.

Edward führte mich aus dem Max&Floyd´s, nachdem er Jane mitgeteilt hatte, dass die Band ihren Gig nicht beenden würde. Es hatte mich überrascht, dass die kleine Jane den Club zusammen mit ihrem Bruder Alec besaß. Sie war sehr verständnisvoll und schenkte mir ein kleines Lächeln, bevor sie sich für das entschuldigte, was passiert war. Sie und offenbar auch jeder andere schien die Tatsache zu ignorieren, dass Edward Jacobs Arm gebrochen hatte. Ich fand das furchtbar komisch, war aber auf der anderen Seite dankbar, dass er mich vor dem gruseligen Arschloch gerettet hatte, also dachte ich nicht zu viel darüber nach.

Nachdem Edward mich in Emmetts Jeep gesetzt hatte, fuhr er mich zu meiner Wohnung, wo ich eine Tasche packte. Ich würde während der Frühlingsferien im alten viktorianischen Cullen-Haus bleiben, während Rose nach Hause fuhr, um ihre Familie zu besuchen. Ich war erleichtert, dass ich während der Schulferien nicht alleine in meiner deprimierend kleinen Wohnung bleiben musste. Der Gedanke drei Wochen mit Edward zu verbringen, war zu verlockend, um es zu verweigern. Alice war nicht sehr glücklich, als Edward ihr erzählte, dass ich bleiben würde. Nach vielem Rumgemurre, seufzte sie schließlich laut und gab klein bei.

Es war ja nicht so, dass ich unbedingt ins schreckliche Forks wollte. Charlie rief vor zwei Wochen an und sagte, dass er beschäftigt war. Wie üblich arbeitete er an einem Fall in einer nahe gelegenen Stadt. Er erzählte mir, dass ich mir keine Gedanken machen sollte, weil er sowieso nicht da sein würde. Edward, Alice und Emmett verbrachten ihre Ferien und den Urlaub  immer in Dartmouth. Es schien so, als ob Carlisle auch zu beschäftigt für sie war.

Rose umarmte mich fest, bevor sie ging und nahm mir das Versprechen ab, sie jeden Tag anzurufen. Beinahe hätte sie, nachdem was im Club passiert war, ihren Besuch abgesagt. Aber ich sagte ihr ´bitte geh´ und versicherte ihr, dass es mir bei Edward gut gehen würde. Das schien sie nicht zu beruhigen. Daher drohte sie ihm gründlich in richtiger Rosalie- Hale- Weise, bevor wir die Wohnung verließen. Ihre Drohung bewirkte lediglich, dass Edward sie mit einem höllischen Grinsen auf dem Gesicht auslachte, was Rose nur noch mehr anpisste.

Die fünf Tage im Cullen-Haus waren beides: wundervoll und ... verwirrend. Ich kam mir vor, als stand ich auf einer Schwelle, aber zu was … zu einer Offenbarung vielleicht?

Ein paar Tage nach meiner Ankunft frage ich Alice bei einer Tasse Kaffee, warum die Leute Edward `Masen´ nannten. Sie gab mir die gleiche Antwort, die Emmett Rose gegeben hatte, aber ihre grünen Augen waren voller Reue. Fast so, als ob sie mich anlog und wünschte, dass sie mir die Wahrheit sagen könnte.

Ich hatte nicht den Mut gefunden, Edward zu fragen. Er war wie immer - in einem Augenblick war er zärtlich und sanft, und im nächsten erschreckend und dominierend.

Ich rieb mir vorsichtig meine verletzten Handgelenke und dachte an meine erste Nacht hier zurück.

Ich ging nach dem Duschen in Edwards Schlafzimmer und rubbelte mir grob meine Haare mit einem Handtuch trocken.

Edward saß seitlich auf dem Bett und spielte mit einem Paar Handschellen. Er trug immer noch die schwarzen Röhrenjeans und das schwarze Unterhemd, so wie im Club. Als er mein Hereinkommen bemerkte, neigte er seinen Kopf zur Seite und zog eine Augenbraue hoch - lächelte wie der Teufel persönlich. Ich blieb wie angewurzelt stehen, als sein feuriger jadegrüner Blick meinen traf und ich sichtbar mit einem Quietschen erschauerte.

"Ausziehen und herkommen!", kommandierte er und drückte eine Schelle mit dem Daumen auf.

Mit einem zittrigen Atemzug ging ich auf wackligen Beinen zu ihm, während ein spürbares Beben durch meinen Körper lief. Als ich vor ihm stand, schluckte ich heftig und zog an dem flauschigen, weißen Handtuch, das ich um mich gewickelt hatte, bevor ich es auf den goldenen Teppich fallen ließ. Seine Augen wanderten über meinen komplett nackten Körper und ich errötete in einem tiefen Scharlachrot als Antwort.

"Geh auf deine Hände und Knie- in der Mitte des Bettes!", sagte er, stand auf und streifte sich sein schwarzes Unterhemd ab.

Ich krabbelte auf das Bett. Mein Körper zitterte vor Angst, aber ich konnte fühlen, wie meine Mitte brannte und ihn anbettelte, mich zu nehmen.

Er fesselte meine Hände zusammen und befestigte sie dann an dem eisernen Bettrahmen, so wie beim ersten Mal, als ich in diesem Zimmer gewesen war. Ich lag fast auf meinem Gesicht, mit meinen Armen vor mir ausgestreckt. Meine Knie waren weit gespreizt und mein Hintern in der Luft.

Ich hörte ihn den Nachttisch öffnen, bevor er zu mir kam, um neben meinem Kopf stehen zu bleiben. "Öffne deinen Mund, kleines Mädchen!", flüsterte er und ließ einen Ball-Knebel vor meinen Augen baumeln.

Ich wimmerte, aber gehorchte seinem Befehl, und er schob den Ball grob in meinen Mund. Er schnallte den Gurt um meinen Kopf fest und zog eine schwarze Binde über meine Augen.

Ich kämpfte mich ab, um zu hören, wo er sich befinden könnte, aber der Raum war still. Es gab nichts. Nicht ein Hauch von einem Geräusch.

Das heißt, bis ich etwas durch die Luft sausen hörte, und dann einen Riemen auf meinem Hintern klatschen fühlte.

Ich schrie in den Knebel und fiel mit dem Gesicht auf das weiche Bett.

"Ich will deine Beine weiter gespreizt. Sofort!", knurrte er in mein Ohr, was mich vor Überraschung zusammenzucken ließ.

Ich schluchzte in den Knebel, und spreizte meine Beine weiter auseinander. Der Riemen pfiff wieder durch die Luft und landete mit einem lauten Knall auf meinem Hintern, genau wie vorher. Er kam ein paar Mal ohne Gnade runter, bevor ich fühlte, wie Edward mit seiner kühlen und sanften Hand über meinen roten, heißen Po fuhr. Langsam bewegten sich seine Finger hinunter, um leicht über meine Mitte zu streichen.

Er kicherte. "Hast du Spaß daran, Bella?" Ich wusste, dass er böse grinste.

Ich spürte, wie mein Körper errötete, und ich wimmerte um meinen Knebel. Er kicherte düster über meine Verlegenheit und strich die Haare aus meinem Gesicht.

Ich fühlte den Riemen wieder und wieder, während ich unkontrolliert schluchzte. Aber zu meinem Erstaunen stöhnte ich auch laut, als der brennende Schmerz des Leders durch meinen Körper kribbelte.

"Gott, du bist, scheiße nochmal, perfekt!", grunzte er und brachte den Riemen wieder nach unten. "Ich muss dir noch nicht einmal beibringen, das zu wollen!"

Ich erschauerte auf dem weichen Bett und hob leicht meinen immer noch empfindlichen Hintern. Als Edward mit mir fertig war, säuberte er mich mit einem weichen, feuchten Waschlappen und verlangte, dass ich etwas zur Ruhe kam. Er ließ mich alleine einschlafen und ich sah ihn nicht wieder, bis spät am nächsten Morgen.

Ich fühlte ihn sanft meinen Heuhaufen von Haaren aus dem Gesicht streichen. Leider musste ich, wegen meinem wunden Hintern, auf dem Bauch schlafen, was ich hasste, aber ich hatte keine Wahl. Langsam öffnete ich meine erschöpften Augen und er lächelte auf mich herab, mit hochgezogenen Augenbrauen und seinen wunderschönen, warmen, grünen Augen.

"Hey.", flüsterte er.

"Hi.", flüsterte ich mit einem dämlichen Grinsen zurück.

Meine Glieder waren wirklich steif, also streckte ich mich wie eine Katze und zischte scharf, als mein wunder Hintern am Laken rieb. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen und schnell zerrte er die Decke von mir.

Sein Gesicht wurde bleich. "Fuck!" Seine Zähne klappten mit einem lauten Klacken zusammen.

"Es ist okay!", sagte ich schnell und zog die Decke wieder über mich.

Er schloss die Augen und seufzte tief, bevor er sich auf das Bett neben mich setzte. "Ich bin so ein egoistischer Bastard!", flüsterte er mehr zu sich selbst als zu mir und legte sein Gesicht in seine Hände.

"Edward?", fragte ich.

Er seufzte tief und fiel neben mir im Bett zurück, bevor er mich sanft an seine Brust zog.

"Bella", begann er leise. "ich ...ich glaube nicht, dass ...ich ... wir..."

"Stopp!", knurrte ich scharf und unterbrach ihn. Ich war mir sicher, dass es eine Entschuldigung werden sollte oder gar die Mitteilung, dass wir uns nicht mehr sehen durften.

"Ich hab dir gesagt, dass ich im Arsch bin!" Er runzelte die Stirn und fuhr sich mit einer Hand durch sein unordentliches, bronzefarbenes Haar.

Ich kicherte und dann lachte ich. Es war kein spaßiges Lachen, aber ich konnte einfach nicht aufhören. Edward schaute mich mit einem schockierten, besorgten Gesichtsausdruck an, als ob er mich jeden Moment in eine Zwangsjacke stecken müsste.

"Bella?", fragte er vorsichtig.

"Sorry", kicherte ich. "Es ist nur ...Edward, ich mag, dass du im Arsch bist. Ich mag, dass du an einem Tag sadistisch und am nächsten süß bist. Ich mag es, dass du mich in der einen Nacht verprügelst und dich dann am nächsten Morgen mit mir im Bett zusammenrollst. ICH. MAG. ES."


"Vielleicht bist du auch total verrückt!" Seine Augenbrauen schossen mit einem Stirnrunzeln hoch. "Oder, was wahrscheinlicher ist… du bist wegen mir, verrücktem Arsch, ebenfalls durchgedreht."

"Oder vielleicht…", seufzte ich und fuhr mit einer Hand durch sein wildes Haar."…gehören wir einfach zusammen?"

Er knurrte und schloss die Augen. "Das ist so abgefuckt.", flüsterte er.

Ich stieß heftig die Luft aus und sank wieder ins Bett.

Wo war Edward überhaupt?, dachte ich, als ich mich im Zimmer umsah.

Einige Nächte schlief er mit mir, andere nicht. Ich warf einen flüchtigen Blick zur Uhr auf dem Nachttisch - 1:30 Uhr.

Vielleicht kann ich ihn finden und ihn bitten wieder ins Bett zu kommen. Ich werde ihm erzählen, dass ich einen Alptraum hatte.
Ich schlüpfte leise aus dem Bett und ging zur geschlossenen Schlafzimmertür. Ich öffnete sie und trat in den dunklen Flur der zweiten Etage. Auf Zehenspitzen schlich ich leise durch die Diele, die große Treppe hinunter und in das Foyer.

Als ich dort ankam, hörte ich die gedämpften Stimmen von Edward, Emmett, Alice und Jasper aus dem Wohnzimmer raunen.

"Ich denke wirklich, wir müssen es Bella sagen!", wisperte Alice. "Sie ist ein kluges Mädchen; sie wird es herausfinden. Sie hat bereits Fragen gestellt. Aber wie, zur Hölle, kann man nur so unvorsichtig sein, wie du es mit ihr bist, Masen? Du versuchst nicht mal die Tatsache zu verstecken, dass dir, nun ja..."

"Sie hat recht, Mann!", unterbrach Emmett. "Ich meine, du kannst die Tatsache nicht wirklich verbergen ...Ich habe gehört, was du im Club zu ihr gesagt hast- irgend so eine Scheiße wie ´Bist du sicher, dass du mich vermisst´ und all das Tamtam."

"Kann sie auch ihre Klappe halten?", fragte Jasper. "Wir können keinen Carlisle gebrauchen, der alles durcheinander bringt oder jemand anderes, der es herausfindet. Wir haben es ohne viel Drama über zwei Jahre geschafft; niemand hat uns bisher erwischt."

"Scheiß auf ihn, ich will diesen Wichser Carlisle nicht hier haben!", sagte Edward. "Und ich kann, verdammt nochmal, zu Bella sagen, was ich will, Emmett. Sie ist mein!"

"Aber glaubst du, wir sollten warten, bis sie es selbst herausfindet? Was, wenn sie ausflippt und es jemanden sagt?", kreischte Alice. "Ehrlich, ich wollte es ihr erzählen, seit dem Tag, als sie dich gesehen hat. Sie ist ein nettes Mädchen, aber du ... du wirst sie genauso verrückt machen wie den Rest von uns! Alles, was ich will, ist eine beschissene normale Freundin, und du kommst und verdrehst sie in eine abgefuckte kleine Schmerzpuppe!"

"Halt deine verdammte Klappe, Alice!“, knurrte Edward. "Wenn du wie ein beschissenes Baby heulen willst, tue das, wenn Edward, der Hurensohn, hier ist."

"Gott, ich hasse dich, Masen!", brodelte Alice und Edward kicherte.

In diesem Augenblick wurde es mir klar. Wie eine Tonne Ziegelsteine traf es mich, und die ganze Luft zischte aus meiner Brust.

Die Kleidung.

Die Haare.

Seine lodernden Augen.

Die Art und Weise, wie er sich bewegte.

Meine schreienden Instinkte.

Er ging von erschreckend, verdreht und sadistisch zu weich, sanft und grübelnd, in weniger als einer Stunde. Ich kam mir wie ein Idiot vor, es nicht bemerkt zu haben.

Ich musste blind gewesen sein.

Mein Kopf schwamm von der Erkenntnis, dass Edward tatsächlich ... zwei Personen in sich hatte.

Masen war der sadistische Dom, der mich mit Handschellen ans Bett gefesselt und mich aus Spaß festgeschnallt hatte.

Edward war der süße, sanfte, grübelnde Kerl, der mich an erste Stelle setzte.

Warum hatte ich das nicht schon vorher gesehen?

Hast du, du Idiot, du hast nur entschieden, es zu ignorieren.

Ich suchte tief in meinem Kopf. Die wichtigere Frage war; machte ich mir Sorgen? Spielte es eine Rolle für mich, dass er abgefuckt ist? Könnte ich bei ihm bleiben ... oder eher ... bei beiden?

Nun, technisch gesehen bin ich schon seit Wochen mit ´ihnen´ zusammen.

ABER er ist ... er ist attestiert irre!

Warum gebe ich einen Scheißdreck drauf? Ich mag sie BEIDE. Ich habe Edward sogar gesagt, dass ich die Tatsache liebe, dass er so weich und sanft ist, und dann sadistisch und verdreht.

Masen könnte mich umbringen!

Er hat IMMER nur gemacht, was mich erstaunlich fühlen ließ. GENAU WIE EDWARD!

Ist es mir egal, dass er mich töten könnte?

Nein ...ich habe meine Wahl getroffen an dem Tag, als ich ihm begegnet bin ... ich hatte NIE wirklich eine Wahl ...ich brauche sie beide.

Da war sie, meine Entscheidung. Ich brauchte sie.

"Was machen wir mit Jake?", fragte Jasper meine Erleuchtung unterbrechend.

"Scheiß auf ihn. Wenn er sie auch nur anhaucht ... werde ich ihn, verdammt nochmal, töten! Niemand berührt Bella! ", zischte Edward ... oder sollte ich Masen sagen?

"Verdammt, du kannst ihn nicht einfach umbringen, Masen!", antwortete Emmett. "Nicht, das ich einen Scheiß auf dieses Arschloch gebe, aber nochmal, Carlisle wird dann mit reingezogen. Wir waren ziemlich unauffällig hier. Verdammt, ich habe keinen Bock schon wieder umzuziehen, und was ist mit meiner Rosie? Ich kann sie nicht verlassen."

"Vielleicht sollte Carlisle einbezogen werden.", schnaubte Alice. "Vielleicht kann er dich, verdammt nochmal, steuern, denn  Emmett ist mittlerweile genauso verrückt geworden wie du!"

"Hast du deinen gottverdammten Verstand verloren?", zischte Masen. "Hat Jaspers Schwanz dir dein kleines Hirn vernebelt? Oder hast du ein großes Bedürfnis wieder in Daddys hausgemachtes Irrenhaus eingeschlossen zu werden, Alice?"

"Er könnte helfen.", verteidigte sie sich. "Er ... er wollte nicht ..."

"Yeah, er könnte helfen!", unterbrach Masen mit einem Lachen. "Das letzte Mal, als dieses verdammte Genie versuchte zu ´helfen´, gab er Edward Runde für Runde beschissene Elektroschocks. Du kennst mich, ich liebe Schmerz, aber diese Scheiße hat uns fast umgebracht! Scheiß. Drauf. Was ist mit deiner letzten Runde der ´Hilfe´? Hast du das vergessen, Alice?"

Alice stieß ein entsetztes kleines Quieken aus, bevor Jaspers gedehnter Südstaatenakzent den Flur hinunter flüsterte. "Nein, Alice. Keiner von uns will ihn hier haben, Schatz. Ich will ihn nicht in deiner Nähe wissen.", sagte er beruhigend. "Wir werden uns darum kümmern, wie wir es immer tun. Okay?"

"Okay.", flüsterte Alice.

Was hat Carlisle ihnen angetan? Was hat er Edward angetan?

Weiß wie ein Laken und zitternd vor Wut, wegen dem Gespräch über ihren ´Vater´, verlagerte ich ungewollt mein Gewicht ein bisschen. Die Holzdielen stießen ein lautes Karren aus und jeder in dem anderen Zimmer wurde sofort still. Ich hörte jemanden aufstehen und den Flur hinunter gehen.

Oh Scheiße!

Masen kam fast knurrend den Flur entlang - glühende Augen, zusammengebissene Zähne. Ich fühlte mein Blut in den Adern gefrieren, als ich da stand, verloren in seinem grünen, starrenden Inferno-Blick. Ich konnte mich nicht bewegen. Mein Hirn kreischte und bettelte, damit ich versuchte mich zu bewegen, aber ich konnte nicht. Jede Hoffnung wegzukommen war verloren, sobald er in Sicht kam.

Er stolzierte auf mich zu, packte mich an der Kehle und drückte genug zu, um mich zu erschrecken. Meine Augen weiteten sich und ich schnappte nach seinem Handgelenk mit meinen kleinen Händen, in dem hoffnungslosen Versuch mich zu befreien.

"Wie viel hast du gehört?“, fauchte er.

Bi ... tte ... Ma ... sen.", krächzte ich mit aufgerissenen Augen.

Er hob eine Augenbraue, als ich seinen Namen benutzte und beugte sich langsam nach unten.

Wir waren Nase an Nase, und seine sengend grünen Augen brannten sich in meine. "Hast du eine Ahnung, was für ein beschissenes Glück du hast, dass ich dich mehr als mag, Bella?", fragte er in einem bedrohlichen Flüstern.

„Es tut mir leid ...ich wollte es nicht.", antwortete ich, meine Augen flehten um Verständnis. "Ich ...ich hatte einen Albtraum ...ich hab dich gesucht. Ich hatte Angst ...ich wollte nur, dass du ins Bett kommst."

Bitte, ich brauche dich. Bitte hab Verständnis.

Seine Brauen zogen sich zusammen und er spitzte seine vollen Lippen, bevor er mich losließ und mir mein Haar, mit einem tiefen Seufzer, aus dem Gesicht strich. "Was war das für ein Albtraum?"

Ich schauderte und meine Lippe zitterte. Von allen Menschen auf dieser Welt wollte ich es ihm sagen, denn er würde die Last eines persönlichen Dämons verstehen. Zwar ist er Edwards persönlicher Dämon, aber ist eben auch Edward. Soviel wusste ich über multiple Persönlichkeitsstörungen, um das zu verstehen.

"Mein ... mein Stiefvater…", flüsterte ich wieder schaudernd zurück.

Er nickte nur - drängte nicht nach weiteren Informationen oder änderte seinen Gesichtsausdruck.

"Meine Mutter mag sehr junge Männer und er ...Phil mag mich viel zu sehr. Als meine Mutter ihn mit mir zusammen in meinem Zimmer erwischt hatte, nannte sie mich eine Hure und schickte mich nach Forks." Ich fuhr flüsternd fort. "Manchmal habe ich Albträume von ihm. Manchmal bin ich ...Ich bin ganz allein und es gibt nichts als ... Leere."

Masen nahm mein Gesicht in seine Hände, seine feurigen Augen suchten meine. "Leere?", fragte er.

Ich nickte schwach mit dem Kopf in seinen Händen. Er neigte den Kopf zur Seite und ein böses Lächeln machte sich auf seinem traumhaft schönen Gesicht breit. "Ich kenne das."

Ein Schauer lief mir den Rücken hinunter. Er kicherte und ließ mein Gesicht los, bevor er meinen Oberarm nahm und mich in Richtung Wohnzimmer zog. Als wir es in den Raum geschafft hatten, schluckte ich hart, weil die Luft vor Anspannung so schwer war, dass man es knistern hören konnte. Alice sah hektisch hin und her, und Jasper hielt sie auf seinem Schoß fest - als ob er sie aufgehalten hatte, Masen in den Flur hinterher zu rennen. Emmett saß mit Augen so groß wie Untertassen in dem großen Sessel, den er für gewöhnlich belegte.

Masen nahm mich mit zu dem freien Sofa und deutete mir, mich hinzusetzen, bevor er sich neben mir niederließ. Er schmiss seine, Chuck Taylor bekleideten Füße auf den Kaffeetisch, lehnte sich zurück und warf einen Arm über die Rückenlehne des Sofas. Seine entspannte Haltung war weit entfernt von dem aller anderen. Der Rest in dem Zimmer, darunter auch ich, sahen aus, als ob sie auf Reißzwecken sitzen würden.

"Bella?", flüsterte Alice.

Ich sah in die Augen meiner besten Freundin, meiner Schwester, die mir Dinge vorenthalten hatte, mich belogen hatte und das gründlich, aber ich konnte ihr nicht böse sein. Ich wollte hier sein. Ich wollte dabei sein. Ich würde hier morgen einziehen, wenn Edward und Masen es erlauben würden. Vielleicht hatte Edward Recht und ich war wegen ihm übergeschnappt, aber es war mir egal. Zum ersten Mal in meinem Leben wollte mich jemand.

Um mir das zu beweisen, beugte ich mich zaghaft und vorsichtig zu Masen.

Er schaute mich an und zog eine Augenbraue hoch.

Ich biss mir auf die Lippe und kroch näher.

Er kicherte, schüttelte den Kopf und zog mich auf seinen Schoß. "Weißt du, Bella?", flüsterte er in mein Ohr. "Ich beiße nicht ... na ja, nicht sehr fest."

Ich stieß einen zittrigen Atemzug aus. "Ich ...ich war mir nicht sicher, dass du mich auch willst, Masen." Ich errötete und biss mir wieder auf die Lippe.

"Bella!" Alice´ panische Stimme unterbrach den kleinen Herzanfall, den ich derzeitig hatte.

Ich drehte mich, um sie anzusehen. Ihre Augen blickten wild zwischen Masens Gesicht und meinem hin und her.

"Ich weiß es.“, begann ich leise. "Ich habe genug gehört, um die Teile zusammenzusetzen. Es ist mir egal und du bringst mich nicht dazu, ihn zu verlassen, Alice. Ich hab dich lieb…" Ich lächelte traurig. "…so sehr wie eine Schwester, aber ich bin verloren an sie ...  alle beide. Ich brauche sie wie die Luft."

So wahr, verdammt verrückt, aber wahr.

Sie seufzte laut und suchte mein Gesicht mit traurigen Jade-Augen ab, dann nickte sie mit widerwilligem Verstehen.

"Ich würde gerne wissen, wie dir das passieren konnte.", flüsterte ich mich zu Masen zurückdrehend. "Bitte."

Er runzelte die Stirn, nickte aber. "Alice?" Er sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.

Alice fing an auf Jaspers Schoß zu schaukeln und rang ihre kleinen Hände. "Als wir sieben waren, rannte unsere Mutter Elizabeth mit Edward weg - er war immer ihr Liebling gewesen. Carlisle suchte sie überall. Er rief sogar die Polizei und sie ermittelten, aber es war, als ob sie direkt vom Erdboden verschluckt wurden. Niemand konnte sie finden, und nach einer Weile hörten sie auf zu suchen. Nach zwei Jahren hatten wir alle die Hoffnung aufgegeben. Drei Jahre später erhielt Carlisle einen Anruf von der NYPD. Sie hatten einen elfjährigen Jungen gefunden, von dem sie dachten, dass es Edward sein könnte. Er flog nach New York, ließ Emmett und mich bei unserer Großmutter und kam einen Tag später mit Edward nach Hause." Sie stoppte und holte zittrig Luft.

"Oh Gott!", flüsterte ich.

"Edward war dünn, hatte eine kränkliche blasse Farbe und er weigerte sich zu essen oder zu reden. Ich kann mich erinnern, ihn nachts schreien zu hören. Damals fand ich ihn im Schlafzimmerschrank, seine Knie umarmend, während er hin-und herschaukelte. Ich hörte heimlich, wie Carlisle unserer Großmutter erzählte, dass sie ihn in einem Hotel in Brooklyn gefunden hatten, zusammengerollt auf dem Boden des Badezimmers. Er sagte, das unsere Mutter tot sei, verschwieg aber warum sie dort mit Edward war, oder wie sie starb."

Heilige Scheiße!

"Konnte Carlisle ihm helfen?", fragte ich, und Emmett lachte finster.

"Nein, unser Vater" Alice spuckte das Wort aus, "…dachte, es wäre besser, wenn er sich selbst um ihn kümmern würde. Weißt du, Bella, Carlisle ist ein arroganter Arsch, aber ist sehr gut in dem, was er macht oder zu mindestens glaubt er das. Aber am Wichtigsten ist, er wollte keine schlechte Note in seiner so geschätzten Akte. Er war besorgt, dass, wenn er Edward nicht ´reparieren´ könnte, es auf ihn zurückfallen könnte."

Das macht keinen verdammten Sinn! Welcher Vater würde sich über so was Gedanken machen?

Jasper begann sanft Alice´ Rücken zu reiben und ermutigte sie damit weiter zu machen. "Masen tauchte nur wenige Tage später auf, nachdem er nach Hause gekommen war.", flüsterte sie zu Masen sehend. "Anfangs war ich mir nicht sicher, was los war. Ich war nur ein kleines Kind. Ich hatte keine Ahnung, was eine multiple Persönlichkeit war, geschweige denn, das ich es erkennen konnte. Carlisle fing zu dieser Zeit an, ihn für Tage mit in sein Büro daheim zu nehmen. Ich weiß nicht, was er alles mit ihm getan hat, aber ich kann es mir denken. Wir alle wurden irgendwann einmal von Carlisle gefoltert."

Wann immer ich diesen Wichser treffe ... ist er tot!

"Elektroschocks?", hauchte ich in einem erstickten Wispern, denn ich erinnerte mich an Masens Worte von vorhin und fühlte ihn unter mir zittern.

Sie nickte. "Er tat das genau vor unserem ersten Jahr in der High-School. Es gab einen ... Vorfall. Elektroschocks waren etwas, das viel in den fünfziger Jahren bei Patienten mit Depressionen, bipolaren Störungen und Wahnsinn benutzt wurde. Ich weiß nicht, was Carlisle sich dabei dachte. Vielleicht war er nur verzweifelt oder vielleicht wollte er es an ´realen´ Patienten ´testen´. Es wird auch heute noch benutzt, nur nicht auf die Art wie damals. Heutzutage geben sie den Leuten Muskel-Relaxer und sie benutzen niedrigere Einstellungen."

"Ich vermute, Carlisle hat nicht die niedrige Einstellung benutzt oder ihm irgendwas gegeben.", sagte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen.

"Nein, das glaube ich auch nicht.", flüsterte sie. In ihren Augen wallten Tränen auf. "Er hätte ihn, verdammt nochmal, fast umgebracht. Ich war zu Hause, als er es tat. Er wusste nicht, dass ich da war und alles hören konnte. Edward schrie und dann kam ein ersticktes Gurgeln aus seinem Büro."

Ihre komplette kleine Gestalt zitterte heftig und ich zitterte zusammen mit ihr.

"Carlisle hat euch alle ´behandelt´?", fragte ich schockiert und sah jeden von ihnen an.

"Yeah!", fing Emmetts dröhnende Stimme an. "Bella, unsere gesamte Familie hat eine lange Geschichte von ´psychischer Instabilität´, auf beiden Seiten. Deshalb ist Carlisle ein Psychologe geworden."

"Das Problem ist nur…", sagte Jasper, und zog eine Augenbraue hoch.  "Er ist der durchgeknallteste Pisser aus unserem ganzen Haufen. Alles, was er geschafft hat, war uns noch verrückter zu machen. Wir lernten irgendwann diese Tatsache zu verstecken."

"Was ist mit Edward?", frage ich. "Was denkt er?"

Ich fühlte, wie Masen sich unter mir versteifte und seine Zähne zusammenbiss. Emmett seufzte laut und Jasper knurrte.

"Edward ist der einzige, der denkt, wir sollten alle eingesperrt werden." Emmett schüttelte seinen Kopf. "Deshalb kommen wir NICHT miteinander klar. Gott verdammt, ich liebe meine Freiheit und habe nicht vor, den Rest meines Lebens in einer beschissenen Gummizelle zu verbringen und meine Zwangsjacke voll zu sabbern."

Mein süßer Edward versucht immer so sehr, das Richtige zu tun. Er könnte Recht haben, aber ich würde niemals wollen, dass er irgendwo ist, wohin ich ihm nicht folgen könnte.

Ich seufzte und beschloss das Thema zu wechseln. "Jasper, wie passt du hier rein?"

Er schenkte mir ein trauriges Lächeln. "Ich wurde von Esme Whitlock adoptiert, als ich zwei Jahre alt war. Sie war Carlisles Schwester. Sie und mein Adoptiv-Vater starben bei einem Autounfall, als ich sechs war und der einzige lebende Bruder war Carlisle. Er nahm mich an. Manchmal wünschte ich, er hätte mich zurück ins Waisenhaus geschickt, aber dann hätte ich nie Alice getroffen. So ist es irgendwie bitter-süß.", seufzte er und fuhr mit seinen Fingern Alice´ Arm hinauf.

"Es tut mir leid!", flüsterte ich. Das tat es wirklich, nicht nur für Jasper, sondern für sie alle.

"Ich glaube, Bella muss bei uns bleiben.", platzte Emmett heraus und seufzte dann. "Wir müssen zusammenhalten, und naja ... sie ist eine von uns. Es macht nur Sinn."

"Ich weiß nicht.“, quietschte Alice. "Ich bin nicht sicher, was Edward sagen wird."

"Lass Edward mal meine verdammte Sorge sein.", meinte Masen. "Emmett hat Recht. Außerdem ist der Wichser Jacob Black bescheuert genug, um wieder etwas zu versuchen. Ich will sie nicht zurück in ihre Wohnung lassen."

"Was ist mit Rosalie?", flüsterte ich. Erst jetzt erinnerte ich mich an ihre Existenz.

"Wir haben ein zusätzliches Zimmer." Jasper sah Emmett mit hochgezogenen Augenbrauen an.

"Rose weiß nichts über uns!" Masen knurrte.

"Masen hat Recht. Ich glaube nicht, dass sie es verstehen würde.", gab Emmett mit einem Stirnrunzeln zu.

"Nein.", seufzte ich und rieb mir die Stirn. "Sie wird es nicht verstehen. Ich kenne Rose, und sie würde Probleme bereiten."

"Wir werden uns später um sie Sorgen machen.", sagte Jasper. " Bella?"

"Ja", stimmte ich mit einem Nicken zu. "Ich hole den Rest meiner Sachen morgen. Ich habe nicht viel. Rose hat das Meiste in der Wohnung gekauft, also wird es nicht lange dauern."

"Rose wird ausrasten, wenn sie nach Hause kommt und du bist zu uns gezogen, ohne es ihr zu sagen.", erwiderte Alice kopfschüttelnd.

Ich runzelte die Stirn. "Ich weiß." Ich drückte mein Gesicht in Masens Halsbeuge und stieß einen lauten Seufzer aus. Ich fühlte mich, als ob ich in ein paar Stunden hundert Jahre gealtert wäre. Obwohl ich erschöpft war, war ich seltsamerweise zufrieden mit meiner Entscheidung und der Wahrheit. Ich kannte nun den Großteil der Geschichte. Ich wusste zwar, dass sie etwas zurückhielten,  aber wenn sie mir mehr vertrauten, würde ich das hoffentlich auch noch erfahren.

Ich fühlte Masens Finger durch mein Haar fahren. "Du solltest wieder ins Bett gehen."

"Komm mit mir!", flüsterte ich.

"Du willst einen Dämon in deinem Bett, um den Teufel fernzuhalten?", gluckste er.

"Ja bitte.", antwortete ich.

1 Kommentar:

  1. OMG!!!
    also das übertrifft alles, was ich bis jetzt geglaubt oder angenommen habe!!!
    was für eine kranke Familie...
    aber, kann ich Bella verstehen, dass sie beide braucht und will??- ich denke, ich kann das...
    und ich denke, dass es ab jetzt einfacher für sie wird...sie erkennt auch die Unterschiede..und... auch Mason mag sie...beide kommen also zu ihrem Recht und Bella "genießt" sie beide... sie hat jetzt eine neue Familie..und alle haben ein grausames Schicksal hinter sich.. was wird Jake noch so anstellen?? das ist die nächste Frage...
    wir lesen uns!!
    Und Danke!!
    Dein Inchen

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